Im Internet findet man etliche unterschiedliche Methoden zum Selbstbau eines Mittelleiters in Gleichstromgleise. Bevor ich mit meinem Gleisbau für den AC-DC-Kombibetrieb in der Wendel angefangen habe, hatte ich einiges davon ausprobiert.
Warum Selbstbau? Einfach weil es sich um eine Kombianlage handelt, d.h. auf den Gleisen müssen auch Gleichstromfahrzeuge betriebssicher verkehren können. Bei den Gleisen des K-Gleises ist dies gegeben, aber für Weichen funktionieren hier nur ganz bestimmte Gleichstromweichen (siehe auch im Kapitel AC-DC-Kombi). Also bleibt zumindest für die Weichen nur der Selbstbau des Mittelleiters.
Es gibt zwei Bereiche mit unterschiedlichen Anforderungen:
- den unsichtbaren Bereich: Für diesen Bereicht ist es ausreichend, daß der Selbstbau-Mittelleiter betriebssicher ist. Wie dies optisch aussieht spielt keine Rolle.
- den sichtbaren Bereich: Hier zählt nicht nur die Betriebssicherheit, sondern ganz besonders auch die optische Wirkung, d.h. der Mittelleiter muß möglichst unsichtbar sein bzw. so kaschiert werden, daß einem nicht auf den ersten Blick die Pickel im Gleis ins Auge springen.
Bei den Weichen steht man noch vor einer besonderen Herausforderung: Der Schleifer muß durch den Mittelleiter über die Gleisprofile angehoben werden, da es ansonsten zu Kurzschlüssen kommt wenn der Schleifer die Profile der Zungen berührt. Das bedeutet natürlich auch, daß der Mittelleiter hier höher sein muß als die Profile. Dies läßt sich dann allerdings optisch nicht mehr kaschieren. Also versuche ich die Weichen für den Wechselstrombetrieb möglichst ausschließlich im unsichtbaren Bereich zu plazieren.
Nachrüst-Mittelleiter kaufen und verlegen:
Es gibt auch Mtitelleiter zum Nachrüsten von Gleichstromgleisen zu kaufen. Dies wäre natürlich die einfachste Methode. Einfach kaufen, nach Anleitung verlegen und fertig. Ich habe einige davon ausprobiert, fand das Ergebnis aber nicht so überzeugend. Da gibt es welche, deren Material sehr hart ist und scharfe Kanten hat. Dies würde wahrscheinlich die Schleifer sehr schnell abnutzen. Die Färbung "eisengrau" ist allerdings optisch günstig. Dann gibt es welche aus Messing mit abgerunderen Spitzen bzw. mit Schlaufen, die die Schleifer schonen würden, allerdings glänzen sie auch dann in der Messingfarbe.
Die Nagel-Methode:
Häufig auch in älteren Publikationen wird eine Methode des Mittelleiter-Selbstbaues beschrieben, bei der man einfach Nägel als Pukos in eine unter dem Gleis liegende Metallfolie schlägt.
Diese Methode ist allerdings völlig unbrauchbar, da im Laufe der Zeit die Kontaktsicherheit zwischen Nägel und Metallfolie nicht mehr gegeben ist. Da müßte man die Nägel schon komplett durch die Holztrasse schlagen und von unten einzeln miteinander Verkabeln. Das ist nicht nur ein großer Lötaufwand, sondern es macht auch den Schallschutz zunichte, da über die Nägel das beim Wechselstromsystem vorhandene laute Schleifgeräusch der Fahrzeuge direkt in die Grundplatte geht und diese als Resonanzkörper wirkt. Ferner hat sich bei den Fahrtests herausgestellt, daß die Schleifer an den Weichen häufig zwischen Nagelpukos und Gleisprofilen hängen bleiben.
Einsatz eines Mittelleiter-Bandes:
Ganz analog zu den käuflichen Mittelleiter-Bändern zum Nachrüsten von Gleichstromgleisen habe ich dann mal ein schwarz brüniertes Mittelleiterband eingesetzt. Ich habe aus der Jugendzeit noch einen Karton voller alter Märklin Metall-Gleise. Für den Test habe ich mal eines davon geopfert und den Mittelleiter entfernt. Das geht ziemlich einfach, da dieses nur an den beiden Enden und an zwei Punkten in der Mitte befestigt ist. Der Rest des Mittelleiterbandes hängt frei im Metall-Gleis.
Der Vorteil dieses Mittelleiters ist seine durchgehend schwarze Farbe. Dieses dürfte also nicht so deutlich auffallen wie die messingglänzenden Mittelleiter-Bänder. Nachteil dieses Mitelleiters ist, daß der verbindende Steg hochkant steht und somit nicht einfach flach unter das Gleis gelegt werden kann wie bei den käuflichen Mittelleiterbändern. Aber da ja das Gleis sowieso wegen der Schalldämmung nicht direkt auf der Holztrasse befestigt wird, sondern ich eine Moosgummi/Kork-Unterlge drunter klebe, habe ich hierfür einen Schlitz in die obere Moosgummi-Schicht gemacht und den Mittelleiter dort eingelegt. Drunter ist eine weitere Moosgummi-Schicht, so daß der Mittelleiter keinen Kontakt zur Holztrasse hat und sich somit auch keine Schallbrücken bilden können.
Dann braucht nur noch das Gleichstromgleis aufgeklebt zu werden. Die Abstände der Schwellen müssen ein kleines bischen angepaßt werden, denn deren Abstand ist geringfüging kleiner als beim alten M-Gleis. Das spielt aber keine Rolle, denn dieser Unterschied fällt optisch nicht auf.
Durch das Schottern lassen sich die Pukos noch etwas optisch kaschieren. Das kann aber nur funktionieren, wenn der Schotter eine sehr dunkle, fast schwarze Farbe hat (mittlerer Bereich des Gleises im Bild). Bei hellem Schotter fallen diese schwarzen Pukos dagegen sehr deutlich auf (links im Bild). Will man also hellen Schotter verwenden, dann kommen eigentlich nur "eisengraue" Pukos in Frage. Aber in einem Dampflok-BW schwärzt die Kohle ja alles ein, so daß schwarze Pukos hierfür passend sind.
Die Profile-Methode:
Für meine Roco-Bogenweichen als Ausfahrt aus der Wendel benötigte ich einen Mittelleiter, der betriebssicher ist, aber ich brauchte mich um die Optik nicht zu kümmern. Da auf dem Tillig Elite H0/H0e-Dreischienengleis Wechselstromfahrzeuge sehr gut ohne zu rattern fahren können, wobei das mittlere Gleisprofil dann als Mittelleiter fungiert, wollte ich bei den Roco-Bogenweichen (2,5 mm Profilhöhe) auch ganz simpel analog verfahren und einfach ein Profil in die Mitte des Gleises kleben. Das doppelte Profil im Zungenbereich der Weiche habe ich angelehnt an die Anordnung der Pukos bei den original M-Bogenweichen gemacht. Dort gibt es auch eine doppelte Pukoreihe, damit die Schleifer beim Abzweigen dort nicht vom Mittelleiter abrutschen.
Damit bei den Weichen der Schleifer über die Zungenprofile gehoben wird, habe ich dann dünne Pertinaxstreifen drunter geklebt. Dadurch kommt das Mittelleiterprofil minimal über die SO der Gleisprofile.
Um am Anfang und Ende der Weiche wieder auf die Höhe der Pukos des Märklin K-Gleises zu kommen, welches ich in der Wendel verlegt habe, habe ich das Profil dann einfach leicht nach unten gebogen.
Trotzdem ich die Anordnung der Mittelleiter-Profile ganz analog zu den K-Bogenweichen gemacht habe, ergab sich bei einigen Wechselstromfahrzeugen immer wieder das Problem, daß die Schleifer nicht exakt waagerecht über den Mittelleiter glitten, sondern seitlich etwas abrutschten. Dadurch blieben sie dann anschließend zwischen den Zungen und dem Mittelleiter hängen. Dieser Effekt trat hauptsächlich bei kleinen Schleifern auf. Ein anderes Problem ergab sich mit einigen Gleichstromfahrzeugen. Es gibt nämlich einige Gleichstromfahrzeuge, die Details am Gehäuse haben, die extrem dicht über SO liegen. Diese Fahrzeuge bleiben an dem Mittelleiter hängen, sofern dieser über die SO der Gleisprofile hinaus ragt.
Mittelleiter-Einsatzstücke für Weichen:
Also habe ich die Methode mit dem durchgehenden Mitelleiter für Weichen noch etwas abgewandelt. Ich mußte ja lediglich verhindern, daß der Schleifer seitlich abknickt. Das läßt sich einfach durch ausfüttern der Zwischenräume mit Polystyrol erreichen. Ich habe also ein quadratisches Messingprofil genommen und auf ein Polystyrolstück aufgeklebt.
Die doppelte Form in Abzweigbereich habe ich beibehalten, damit die Schleifer immer Kontakt zum Messingprofil haben, egal ob sie auf der Weiche gerade aus fahren oder abbiegen.
Um nun das Abknicken des Schleifers und damit ein Hängenbleiben an den Weichenzungen zu verhindern, habe ich nun anschließend den gesamten Weichenbereich mit den Polystyrol-Einsatzstücken ausgefüllt. Da das wegen der Radlenker etwas Fummelig ist, habe ich mir Master-Stücke angefertigt, mit denen ich dann für den Bau der Einsätze für weitere Roco-Bogenweichen einfach das Maß mit diesen Master-Stücken auf einer Polystyrol-Platte anzeichnen kann. So läßt sich leicht eine kleine Serienproduktion für meine Roco-Bogenweichen, die ich bei allen Wendel-Ausfahrten verwende, ohne zeitraubende Anpaßarbeiten herstellen.
Diese Einsätze füllen den gesamten Weichenbereich aus und lassen nur die Spurrillen für die Spurkränze frei.
Damit Gleistromfahrzeuge mit sehr tief liegenden Details nicht am Mittelleiter hängen bleiben, darf dieser nicht über die SO der Gleisprofile hinaus ragen. Dadurch würde aber der Schleifer der Wechselstromfahrzeuge die Zungen der Weichen berühren und zu einem Kurzschluß führen. Wie bekommt man nun diese beiden Dinge unter einen Hut? Schließt sich das nicht gegenseitig aus?
Nein, denn das Problem läßt sich leicht lösen, indem man die Polarisierungs-Methode der Gleisstromfahrer anwendet. Man bedenke, daß der Schleifer nur an der abliegenden Zunge einen Kurzschluß verursachen kann, da der Schleifer diese kreuzt. Bei der anliegenden Zunge kann der Schleifer aber niemals einen Kurzschluß verursachen, da hier die Radsätze drüber rollen, der Schleifer diese Zunge aber nicht kreuzt. Man muß also lediglich die Zungen so polarisieren, daß die jeweils anliegende Zunge Strom vom Gleisprofil bekommt, die abliegende Zunge aber jeweils stromlos geschaltet wird. Dazu ist natürlich ein Trennschnitt in der Weiche nötig, so daß der Bereich, in dem die Schleifer die Zunge kreuzen können, völlig isoliert ist vom Rest der Gleisprofile. Dieser Bereich ist von der Länge der Schleifer und vom Weichenwinkel abhängig. Je kleiner der Weichenwinkel ist, desto länger ist der Bereich, bei dem der Schleifer die kreuzende Zunge berührt, da der Schleifer dann mit mit einem spitzeren Winkel über die Zunge fährt. Durch Tests mit den eigenen Fahrzeugen konnte ich den Bereich bei der alten Roco-Bogenweiche ermitteln und dann die Profile mit einer kleinen Hand-Eisensäge durchtrennen. Für eine Trennung per Dremel-Trennscheibe ist dieser Bereich zu eng, d.h. da hätte ich dann das benachbarte Profil leicht beschädigen können.
Nachdem die Messingprofile auf den Polystyrol-Einsatz aufgeklebt waren, wurde dieser noch seitlich mit Polystyrol-Streifen bis ca. 1/10 mm unter der Oberkante des Messungs-Profils ausgefüttert, so daß sich eine recht große Auflagefläche für den Schleifer ergibt und dieser nicht mehr zwischen Mittelleiter und Gleisprofil hängen bleiben kann.
Hier sind noch mal die Mittelleiter-Einsatzstücke und die Ausfütterung mit Polystyrol-Stücken bis minimal unter die Oberkante des Messing-Mittelleiters im Detail und auch die beiden Schnitte zur Trennung der Zungen (rote Kreise) zu sehen.
Für den Übergang von den niedrigen Pukos in den K-Gleisbögen der Wendel und den auf Gleisprofil angehobenen Mittelleiter in den Weichen habe ich das Messingprofil einfach länger gemacht wie die Mittelleiter-Einsätze und dieses dann langsam auf das Niveau der K-Gleis-Pukos abgesenkt.
Bei diesen Weichen mit den Mittelleiter-Einsätzen sind dann natürlich ein paar mehr Anschlußkabel anzulöten als bei normalen Weichen.
Und so sieht die fertige Weiche dann verbaut in der Wendel aus:
Die ausführlichen Fahrtests mit meinen Fahrzeugen hat nun ergeben, daß alle Fahrzeuge, egal ob Gleichstrom oder Wechselstrom, betriebssicher über diese Weichen fahren können. Es gab kein Hängenbleiben von Schleifern mehr, die Schleifer verursachten keinen Kurzschluß im Zungenbereicht, kein Gleichstromfahrzeug blieb an den Mittelleitern hängen, der Gleichstrom- Schienenreinigungswagen putzte die Gleise auch ohne hängen zu bleiben und mit dem Roco-Rubber kann man auch ohne hängen zu bleiben putzen. Auch der Übergang von den niedrigen Pukos des K-Gleises auf den Messing-Mittelleiter vollzog sich ohne Probleme bei den Schleifern.
Da es auch Wendelausfahrten gibt, die in Bereiche führen, die nur den Gleichstromloks vorbehalten ist, benötigen diese Weichen natürlich dort keine Mittelleiter-Einsätze.
Hier mal ein Übersichtsbild des Ausfahrbereichs von der Wendel in das Dampflok-BW. Die oberen Gleise sind nur den Gleichstromfahrzeugen vorbehalten. Nur auf den unteren beiden Gleisen können Wechselstromfahrzeuge in das BW zur Drehscheibe einfahren.
Einen weiteren Vorteil haben diese Mittelleiter-Einsätze auch noch: Sollte irgendwann einmal das Messingprofil so abgenutzt sein, daß es oben plan mit der Polystyrol-Ausfütterung abschließt und die Stromaufnahme der Schleifer somit verschlechtert wird, so lassen sich diese Mittelleiter-Einsätze einfach von oben gegen neue austauschen ohne die ganze Weiche ausbauen zu müssen.
Riffelblech als Mittelleiter:
Für den sichtbaren Bereich gibt es noch andere Möglichkeiten, den Mittelleiter zu "verstecken". Eine Methode wendet die Fleischmann Wechselstrom-Drehscheibe an. Hier dient das Riffelblech auf der Drehbühne und in den Gleisabgängen als Mittelleiter. Wenn man mit einen dunklen Washing den Glanz mildert, dürfte das recht gut aussehen.
Sobald ich beim Bau meines BWs die beiden vorderen Gleise verlege, die auch für Wechselstromfahrzeuge vorgesehen sind, berichte ich hier über den Bau dieses Mittelleiters im sichtbaren Bereich.