Nun kann es endlich ans Schottern gehen! Aber dafür ist zuerst auch wieder eine Stellpprobe nötig, um die richtige Schotterfarbe herauszufinden.
Ich hatte mir vor einiger Zeit mal Probepackungen von Komeo Diabasschotter schicken lassen, und zwar drei Grautöne (hell, mittel und "alte Steine") und drei mit Rostpatina (schwach, mittel, stark). Diese Schottersteinchen wirken sehr realistisch. Aber bei der Farbwahl muß ich das ganze im Zusammenhang mit der Umgebung in einer Stellprobe sehen. Es reicht nicht aus, sich nur die möglichen Schotterfarben im Internet anzusehen anhand der dortigen Bilder zu entscheiden, welchen Schotter man für die eigene Strecke nehmen soll. Da kamen mir diese Probepackungen mit ein bischen Schotter von jeder Sorte gerade recht.
Die Strecke soll eine ältere Strecke sein, auf der größtenteils Dampfloks verkehren, aber auch Diesel und Triebwagen (aber keine E-Loks).
Da würde Grau "alte Steine" und auch "starke Rostpatina" passen. Ich habe bei dieser ersten "Stellprobe" mal ein paar Schottersteinchen lose ans Gleis gelegt um die optische Wirkung zu beurteilen.

Haltepunkt_Gleis_08
 
Der linke Schotter paßt eher zu dem alten Bahnsteig, der rechte Schotter sieht zu sehr nach Neubaustrecke aus.
Aber der Schotter ist noch zu eintönig in der Farbe. Also weitere Varianten ausgetestet.
Links die 2:1-Mischung "starke Rostpatina" mit "alte Steine". Und da ich schon beim Mischen war, habe ich rechts auch nochmal eine Mischung etwa 1:1 aus "starke Rostpatina" und "mittlere Rostpatina" ausprobiert.
 
Haltepunkt_Gleis_09
 
Als Vergleich hier noch mal alle vier Tests:
 
Haltepunkt_Gleis_10
 
Vielfach wird in Forem immer berichtet, daß Schotter beim Kleben mehr oder weniger stark nachdunkelt. Ich hatte also mal ein Schottertest mit dem Komeo Schotter gemacht und ein Stückchen Selbstbau-Mittelleitergleis geschottert und geklebt (klassisches Ponal-Wasser-Gemisch) und dabei festgestellt, daß dieser Schotter zum Glück nur sehr wenig nachdunkelt, d.h. nach dem Verkleben hat die Rostpatina genau den richtigen Farbton eines alten Schotters mit Flugrost. Auch ist dieser Schotter so gut wie staubfrei, muß also nicht vorher gewaschen werden, sondern kann direkt so aus der Tüte verwendet werden.

Zum Üben habe ich nun mal ein Gleisstück probegeschottert und die eine Hälfte mit dauerelastischem Latex-Schotterkleber (das war mein erster Test mit so einem Kleber) und die andere Hälfte mit dem altbekannten und bewährten Ponal-Wasser-Spüli-Gemisch geschottert. Von der Handhabung funktionierten beide gleich gut und rein optisch habe ich beim Endergebnis (nach 24 Stunden durchtrocknen) auch keinen Unterschied feststellen können.
Aaaaaber: Bei dem mit dem Latexkleber geklebten Schotter konnte ich die Schotterkörnchen mit einem Holzzahnstocher wieder "abgrabbeln". Das ist natürlich gar nicht gut, denn das bedeutet, daß auch die Metallräder entgleister Loks das Schotterbett beschädigen können. Aber gerade das Schotterbett muß ja robust sein, denn man grabbelt dort ja öfter herum, z.B. auch beim Aufgleisen.
Das mit Ponal geklebte Schotterbett hält dagegen wie gewohnt bombenfest.
Also werde ich auf das "dauerelastisch" verzichten und den etwas höheren Schallpegel beim "Beton-Schotterbett" in Kauf nehmen und den Schotter mit dem Ponal-Wasser-Spüli-Gemisch kleben.
Der Klebetest sollte auch zeigen, wie die Schottermischung im fertig geklebten Zustand aussieht, denn ein kleines bischen verändert sich das dabei ja doch noch.
Ich habe nun die Schottermischung noch etwas variiert:
1 Teil "alte Steine"
1 Teil "Rostpatina stark"
und 1 Teil "Rostpatina mittel".
Das bringt noch etwas mehr leichte Farbschattierung und sieht nach dem Verkleben richtig gut aus. Das Testgleisstück ist ein unbehandeltes Roco-Gleis (Profil 2,5 mm), das war noch von einem anderen Test übrig.
Es ist sehr schwierig, den Original-Farbton auf dem Foto zu treffen. So ganz habe ich das hier nicht geschafft. Im Original kommt die Rostpatina mehr hervor als auf dem Foto. Auch sieht man auf dem Foto einen Glanz, dieser ist aber beim durchgetrockneten Schotterbett nicht vorhanden.
 
Haltepunkt_Gleis_11
 
Vor dem Schottern des Haltepunkt-Gleises habe ich aber noch die Ritzen zwischen Bahnsteigkante und Moosgummi mit Gips ausgegossen, damit ich nicht allzuviel Schotter dort unnütz verbrauche.
 
Und noch eine Kleinigkeit galt es zu überdenken: Normalerweise reicht der Schotter bei Bahnsteigen ja bis an die Bahnsteigkante. Für den geraden Teil des Haltepunktes wird das von der Breite zwischen Schwellen und Bahnsteigkante ja auch passend aussehen. Aber ich habe links ja noch die Kurve und da mußte wegen dem Überhang der Wagen ja der Abstand zwischen Gleis und Bahnsteigkante vergrößert werden (Werte aus der NEM). Dadurch würde das Schotterbett dort zwischen Schwellen und Bahnsteigkante einige mm breiter. Sieht das dann noch einigermaßen ok aus oder wirkt das komisch? Sollte ich den Verbreiterungsstreifen dort Sanden (Split) oder eher mit Unkraut kaschieren?
Ich habe mich für beides entschieden, d.h. Schottern auch im Bogen bis an die Bahnsteigkante und damit der dort NEM-bedingt vergrößerte Abstand nicht so auffällt, soll da noch vertrocknetes Unkraut hin.
 
Durch das Mischen reicht die Menge der Probepackung für den Haltepunkt erstmal aus, aber für das BW werde ich mir noch was davon bestellen, dazu sicher auch noch Splitt für die Wege. Sowohl Schotterfarbe als auch Schottergröße wirken nämlich sehr natürlich. Die Schottersorten, die ich mir hier vor Ort in den Geschäften angesehen hatte, wirkten dagegen immer etwas "künstlich", also entweder zu grob oder zu rund (wie feiner Aquarienkies) oder zu knallig in den Farben.

Bevor nun die Schottermischung im Gleisbett verteilt werden kann, habe ich erstmal noch den Untergrund des vorderen Segmentrandes modelliert. Dazu habe ich mir Sandspachtel hergestellt: aus Wasser, Farbe, etwas Ponal und Gips dünnflüssig angerührt und dann feinsten Quarzsand aus dem Baumarkt eingerührt, bis eine sämige Paste entstand.
Diesen Sandspachtel habe ich dann zwischen Gleis und vorgerer Anlagenkante so aufgespachtelt, daß vorne noch eine kleine Vertiefung neben dem Gleis längs läuft, damit das Wasser abfließen kann. Am nächsten Tag war es dann steinhart.
 
Haltepunkt_Gleis_12
 
Und dann kann geschottert werden!
Ich wollte das eigentlich bei Tageslicht machen, aber bei dem trüben regnerischen Winterwetter ist kaum Tageslicht vorhanden. Also muß ich doch wieder die Leuchtlupe einschalten.
Als erstes habe ich mir genügend von der Schottermischung gemixt. Zum Verteilen des Schotters habe ich eine alte kleine Karteikarte in der Mitte geknickt. Diese verwende ich dann als "Schotterrutsche", womit das Einfüllen des Schotters recht zügig geht und es läßt sich auch sehr gut dosieren:
 
Haltepunkt_Gleis_13
 
Beim Dreischienengleis ist das etwas langwieriger als bei normalem Gleis, denn das dritte Profil stört dabei etwas. Also muß das Verteilen im Gleis in zwei Stufen gemacht werden.
Anschließend habe ich den Schotter mit einem dickeren Pinsel grob verteilt:
 
Haltepunkt_Gleis_14
 
Zum Schuß kam noch die "Schotterstopfmaschine" zum Einsatz, um das Schotterbett richtig in Form zu bringen und überschüssige Steinchen von den Schwellen zu entfernen. Das geht durch "Tupfen" mit diesem abgeschnittenen etwas härteren vergammelten Pinsel viel besser als mit dem weichen Pinsel.
 
Haltepunkt_Gleis_15
 
Nachdem aller Schotter verteilt war, wurde das gesamte Schotterbett mit entspanntem Wasser eingesprüht. Dies ist sehr wichtig! Sprüht man das Schotterbett vorher nicht ein, so schwimmen die Schottersteinchen beim Aufträufeln des Schotterklebers auf und die Steinchen liegen anschließend überall auf den Schwellen oder auf dem Profilfuß, nur nicht da wo sie hingehören.
Ich habe dazu Aqua dest. genommen, damit nach dem Trocknen keine Kalkflecken auf Gleis und Schotter zurückbleiben (hier braucht man einen Sturzhelm beim Duschen, so hart ist unser Wasser). Ein winziges Tröpfchen Spülmittel verringert die Oberflächenspannung, damit das Wasser in kleinste Ritzen kriecht und nichts aufschwimmt. Damit mir beim Einsprühen die Schottersteinchen nicht weggepustet werden, da ich nur eine normale Blumenspritze genommen habe deren Strühnebel nicht fein genug nebelt, habe ich das Gleis nicht direkt angesprüht, sondern relativ waagerecht gesprüht, so das der Wassernebel sich langsam aufs Gleis senkt. Dabei geht natürlich eine ganze Menge Wasser daneben. Daher habe ich den Bahnstein vorsichtshalber mit Alufolie abgedeckt, damit er nicht naß wird. Die Stützmauern sind ja sowieso noch nicht festgeklebt, die konnte ich also einfach beiseite räumen.
 
Haltepunkt_Gleis_16
 
Als Schotterkleber habe ich Wasser-Ponal (ca. 1:4 bis 1:5 nach Gefühl) angerührt und ebenfalls ein winziges Tröpfchen Spülmittel zugesetzt. Diesen Schotterkleber habe ich dann mit einer kleinen Einwegspritze aufgeträufelt. Auch dieser zieht sofort in das schon durchnäßte Gleisbett ein, nichts schwimmt auf.
 
Haltepunkt_Gleis_17
 
Haben sich doch mal Schottersteinchen verschoben, was immer mal wieder vorkommt, lassen sich diese anschließend noch mit einem Holzzahnstocher zurecht stupsen. Das geht sehr viel einfacher als vorwitzige Steinchen erst nach dem Durchhärten abzukratzen.
 
Haltepunkt_Gleis_18
 
Das Schotterbett ist nach ca. 24 Stunden gut durchgetrocknet, steinhart und alles hält.

Ein nachdunkeln ist nicht zu sehen. Hier mal ein Vergleich "fertig geklebtes Gleisbett" mit "losem Schotter" (Reste der verwendeten Schottermischung):
 
Haltepunkt_Gleis_19
 
Fragt sich jetzt nur noch, wo man jetzt Verschmutzungen (Öl- und Wasserflecken) anbringen könnte? In Gleis-"Mitte" geht ja schlecht wegen des 3. Profils.
 
Haltepunkt_Gleis_20
 
Ungefähr hier neben der Treppe würde die Lok zum Stehen kommen, d.h. eigentlich tropft es ja nur hier herunter (Öl, Wasser).
 
Haltepunkt_Gleis_21
 
Ev. mit Pulverfarbe den Ruß darstellen und mit seidenmattem Lack die Ölspuren, dick aufgetragen für den abgesetzten Dreck?
 
Haltepunkt_Gleis_28
 
Nein, so nicht! Ich werde das erstmal vertagen bis mir eine Inspiration kommt.
 
Hier erstmal eine Übersicht über den jetzigen Zustand des Haltepunktes:
 
Haltepunkt_Uebersicht_04
 
Haltepunkt_Uebersicht_05
 
Haltepunkt_Uebersicht_06
 
Als nächstes kommt dann die Ausgestaltung des Haltepunktes, also Begrünung, Beleuchtung und die ganzen Ausstattungsdetails. 

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21.5.2016

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